Studien zur Verkehrsgestaltung am Kranoldplatz

Im Rahmen eines Praxisseminars der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) des Fachgebiets Integrierte Verkehrsplanung hat das Standortmanagement im Sommersemester 2022 mit Studierenden zusammengearbeitet. Ziel der Kooperation war es, den vielfältigen Herausforderungen auf und um den Kranoldplatz einmal aus studentischer und externer Sicht zu begegnen. Die Ergebnisse wurden in einem Abschlussbericht zusammengefasst und veröffentlicht unter dem Titel:

„Der Kranoldplatz –Mit welchen mobilitätsplanerischen Maßnahmen kann erreicht werden, dass der Kranoldplatz sowie sein Umfeld als räumlicher und sozialer Begegnungsort dauerhaft etabliert wird?“

Der gesamte Bericht ist hier abrufbar.

Um die Frage beantworten und Maßnahmen ableiten zu können, wurde eine städtebauliche und soziale Bestandsanalyse durchgeführt. Dieses Verfahren eignet sich, um das Untersuchungsgebiet und die sich darin befindlichen Akteur_innen sowie verschiedene Bedürfnisse kennenzulernen. Es wurden ebenfalls Daten zu Bevölkerung, unterschiedlichen Stakeholdern und ihren spezifischen Interessen, Städtebau und Umweltaspekten zusammengetragen sowie die verkehrliche Situation – aktuell und mit Blick auf bestehende Planungen – groß- und kleinräumig eingeordnet.

Verkehrsführung am Kranoldplatz (die raumplaner)

Ergebnis der Forschungsarbeit war eine Bestandsaufnahme und deren Bewertung. Unter anderem wurde festgestellt, dass der Bezirk Steglitz-Zehlendorf im Vergleich zu anderen Berliner Bezirken relativ geringe Umweltbelastungen aufweist, was für die Einschätzung der Aufenthaltsqualität positiv zu bewerten ist. Jedoch fällt auch auf, dass der Kranoldplatz (v.a. wegen seiner vorrangigen Funktion als Parkraum) keine attraktivitätssteigernden Elemente wie Sitzmöglichkeiten oder Grünflächen für einen längeren Aufenthalt bietet. Dem Kranoldplatz wird eine bedeutende Rolle in Hinblick auf Parkmöglichkeiten zugesprochen, da diese in den umliegenden Straßen selten sind. Dass die Mobilitätsform des motorisierten Individualverkehrs (MIV) den höchsten Stellenwert im Kiez einnimmt, zeichnet sich ebenso in der kaum barrierefreien Gestaltung von Fußwegen, kurzen Ampelphasen und oft unfallbürgenden Radverkehrssituationen ab.

Welche Empfehlungen würden die Studierenden mit ihrer Fachexpertise und nach der Bestandaufnahme und Beurteilung der aktuellen Situation tätigen?

  • deutliche Reduzierung des MIV rund um den Kranoldplatz
  • Priorisierung des Fuß- und Radverkehrs als Beitrag zur Aufenthaltsqualität sowie als Motivation für die Bevölkerung, auf den MIV zu verzichten
  • geeignete und sichere Radverkehrsanlagen
  • Potentiale zur Steigerung der Aufenthaltsqualität, indem der Kranoldplatz autofrei wird
    • Begrünung und Wasserinstallation -> ökologischer Nutzen (Kühleffekt, Frischluft, Umwandlung von Abgasen) -> Lebensqualität -> kinderfreundlich -> Platz als Begegnungsstätte
    • Sitzmöglichkeiten sollen zum Verweilen einladen und Begegnung ermöglichen
    • Parkmöglichkeiten, wenn möglich kostenfrei, in den Parkhäusern wahrnehmen, um die Angst des Verlustes der 64 Parkplätze zu reduzieren
  • barrierefreie Gestaltung des Kranoldplatzes und seiner Umgebung
    • Verlängerung der Ampeltaktzeiten
    • Bodenleitsysteme für sehbehinderte Menschen
    • abgesenkte Bordsteine
  • Durch eine Reduzierung von Fahrspuren für den Kfz-Verkehr entschärfen sich auch Unfallschwerpunkte, und es kommt zur Reduktion von Lärmemissionen
  • genauere Analyse und Messung des Verkehrsflusses zu unterschiedlichen Tageszeiten/an verschiedenen Tagen
  • effizientere Lenkung des Verkehrs (z.B. Stauverminderung durch sinnvolle Taktung von Lichtsignalanlagen) und Änderung der Prioritätensetzung (weg vom MIV)
  • Einbeziehung der Bevölkerung in die Planungsprozesse, um alle Bedürfnisse zu kennen und sich in der Umsetzung transparent zu zeigen
  • schnelle Maßnahmenfindung bei dringlichen Problemfeldern wie Unfallschwerpunkten

Die Praxisarbeit wurde den Fachämtern und den politisch Verantwortlichen übermittelt. Welchen Einfluss die Erkenntnisse dieser Arbeit auf die zukünftigen Entscheidungen über den Kranoldplatz haben werden, lässt sich im Moment nicht einordnen.