Geschichte

Durch die Industrialisierung kam es im 19. Jahrhundert in ganz Europa zu einem starken Wachstum der Städte. Auch Lichterfelde Ost im Süden von Berlin wuchs in dieser Zeit rasant. Dadurch bekam der Kranoldkiez ein neues Gesicht, das bis heute den Standort prägt.
Ursprünglich war der Kranoldplatz, das heutige Zentrum von Lichterfelde Ost, nicht als Handelsplatz vorgesehen. Auf der anderen Seite des Bahnhofs, am Jungfernstieg, gebaut nach dem Vorbild des Hamburger Jungfernstiegs, sollte hingegen ein lebhafter Handelsort entstehen. Ein Investor hatte das Gebiet 1860 erworben. Ab den 1870ern bestand eine Bahnverbindung zum Anhalter Bahnhof und damit in das Zentrum Berlins. Damals gab es noch eine Straßenbahnlinie, die die Preußische Hauptkadettenanstalt in der Zehlendorfer Straße über den Jungfernstieg mit dem Bahnhof Lichterfelde Ost verband. Der Bahnhof entwickelte sich schnell zu einer wichtigen verkehrsstrategischen Anlaufstation von der Innenstadt zu den Berliner Vororten. Von dort war auch ein Umstieg auf den Fernverkehr direkt möglich.
Mit diesen baulichen und verkehrlichen Entwicklungen begann in der Gegend um den Bahnhof ab den 1880ern ein regelrechter Bauboom. Erste nicht-dörfliche Strukturen entstanden. Sehr schnell entwickelte sich allerdings die südliche Seite des Bahnhofs, das Gebiet um den Kranoldplatz, eigendynamisch zum eigentlichen Handelszentrum. 1906 eröffnete der Unternehmer Albert Marks auf dem Platz den rasch auch berlinweit bekannten Wochenmarkt. Ein paar Jahre später kaufte er ein Grundstück in der benachbarten Ferdinandstraße und eröffnete dort den privaten Ferdinandmarkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser zunächst von den Alliierten beschlagnahmet und als Lager benutzt. 1948 konnte das teilweise zerstörte Areal wiederaufgebaut werden, und ein neues Kapitel des Marktstandorts begann.
Im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Krieg entwickelte sich der Kranoldplatz zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt für Buslinien. Um den Verkehrsstrom entsprechend zu gewährleisten, wurde der Platz ab den 1960ern umgestaltet und erhielt im Wesentlichen seine heutige Form. Zuvor war der Kranoldplatz begrünt gewesen. Über die Verkehrssituation und die Gestaltung des Kranoldplatzes, seine hohe Versiegelung und mögliche Veränderungen wird schon seit einiger Zeit diskutiert. In den 1990er Jahren kam es mit der nördlichen Platzbebauung zwischen Kranoldplatz und Bahnlinie zu einer weiteren baulichen Verdichtung des Gebiets, und 2007 erfolgte durch das Einkaufszentrum LIO eine weitere gewerbliche Verdichtung des Kranoldkiezes.